DIE ALTE KIRCHE VON MASO DOSS
Im Sommer 2020 wurden bei Arbeiten am "Doss" in Andalo, in der Nähe von Maso Toscana, die Spuren eines vergessenen, unter Erdschichten begrabenen Kultplatzes wieder freigelegt. Der Zufallsfund wurde von der Gemeinde Andalo sofort der Oberaufsichtsbehörde für das kulturelle Erbe der Provinz Trient gemeldet, eingezäunt und anschließend der Obhut von Archäologen anvertraut. Erde und Schutt wurden abgetragen, bis die Basis (Boden und Umfassungsmauern bis zu einer Höhe von etwa 1,5 Metern) eines Gebäudes vollständig freigelegt war, das als Überreste einer alten Kirche mit Sakristei und Glockenturm erkannt wurde.
Die ersten archäologischen Berichte wurden der Gemeinde bereits im Oktober letzten Jahres von Nicoletta Pisu vom Amt für archäologisches Kulturerbe der Provinz vorgestellt, woraufhin die Schüler der Grundschule von Andalo Führungen durch die Bibliothek erhielten.
Die erste Erwähnung der Existenz einer Kirche auf dem "Doss" von Andalo findet sich in einem urbario (Buch der Anbauflächen, des Grundsteueraufkommens und des Inventars der kirchlichen Güter) aus dem Jahr 1462, in dem die Elemente der rechtlichen Verpflichtung zwischen der Gemeinde Andalo und der Pfarrei von Banale, die damals die religiöse Gerichtsbarkeit über Andalo und Molveno innehatte, nachgezeichnet werden.
Ein anderes Pergament aus dem Jahr 1504 berichtet von der Weihe des Hochaltars in der "kleinen Kirche der Heiligen Vito, Modesto und Crescenzia", von der Verpflichtung "derer von Andalo, den neuen Altar zu stiften" und vom Vorhandensein eines Friedhofs. Don Carlo Roner, der von 1868 bis 1888 Pfarrer in Andalo war und die erste "Cronaca di Andalo" (Chronik von Andalo) verfasst hat, erklärt unter Berufung auf diese Dokumente, er könne sich vorstellen, dass am "Doss" bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine erste geweihte Kirche entstanden ist.
Die Arbeiten zum Wiederaufbau der Kirche gehen auf das Jahr 1536 zurück und waren aufgrund des Bevölkerungswachstums notwendig. Die Inschrift des Gründungsjahres wurde in der Mitte des Architravs der Eingangstür der Kirche eingemeißelt. Im Jahr 1537 wurde die Kirche fertiggestellt und von den Abgesandten des Fürstbischofs von Trient, Bernardo Clesio, besucht.
Nach weniger als 150 Jahren wurden die Gottesdienste aufgrund der wachsenden Einwohnerzahl im Gebiet von Andalo in die neue Kirche verlegt, die 1782 in Maso Fovo errichtet wurde. Die neue Kirche, die noch immer den Heiligen Vito, Modesto und Crescenzia gewidmet ist, wurde 1783 an dem Ort, an dem sie heute steht, "fertiggestellt und eingeweiht". Eine dritte Kirche, die 1972-1974 auf der Piazza San Vito errichtet wurde, ist denselben Heiligen gewidmet.
Das primitive Gebäude auf dem "Doss" wurde aufgegeben und teilweise abgerissen, und viele seiner Teile wurden für andere Bauwerke wiederverwendet, wie Don Roner sich erinnert: Einige der Stützpfeiler der Bögen, die "Engelsköpfe" darstellen und aus der alten Kirche stammen, wurden in den Wänden verschiedener Häuser des Dorfes wiederverwendet, ebenso wie einige Marmorstürze zu Stützsteinen für Kamine wurden. Nach und nach verdeckten die einstürzenden Mauern und die Vegetation den Blick auf das heilige Gebäude. Alles, was von der ersten Kirche auf der "Doss" übrig blieb, war eine Erinnerung, bis man sie bei den Arbeiten in den letzten Monaten zufällig entdeckte.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren jedoch noch Spuren der Friedhofsmauer zu sehen, und bei landwirtschaftlichen Pflugarbeiten kamen einige Reste von Artefakten unter den Schollen zum Vorschein.
Was wird nun mit dieser Entdeckung geschehen? Wahrscheinlich werden die Ausgrabungen wieder aufgenommen, um alle noch verborgenen Geheimnisse zu lüften und unsere Geschichte besser zu verstehen.
Es wird dann darum gehen, die Entdeckungen, die der Gemeinde Andalo das Herzstück ihrer mittelalterlichen "Gründung" zurückgegeben haben, zum Nutzen von Wissenschaftlern, Einwohnern und Touristen aufzuwerten.
Artikel von Graziano Cosner für die Zeitschrift Paganella Dolomiti 14/21
